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Das süße Gift - Wie Zucker die Gesundheit beeinflusst

Dajana Antenucci

„Süßigkeiten müssen keinen Nutzen haben, deswegen sind sie ja Süßigkeiten.“

Charlie und die Schokoladenfabrik


„Oft genügt ein Löffel Zucker, und was bitter ist, wird süß.“ Mary Poppins


Man könnte denken, die Zuckerindustrie hätte diese Sätze geschrieben

Süßes mag jeder

Zucker galt lange als gesund. Wenn man sich die Werbung von damals anschaut, wurde zum Beispiel Nutella mit dem Slogan „Nutella enthält viel Eiweiß, Kalzium und Eisen“ vermarktet. In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es noch keine Studien, die beweisen konnten, dass Zucker schädlich ist.


Um weiterhin gut zu verdienen, suchte die Zuckerindustrie nach einem anderen „Bösewicht“, den sie für die Erkrankungen der Menschen verantwortlich machen konnte – und wurde schnell fündig. Gesättigte Fettsäuren und eine fettreiche Ernährung wurden als die Hauptverursacher ungesunder Ernährung deklariert.


Dies war die Geburtsstunde der Light-Produkte. In den Supermärkten stapelten sich plötzlich fettreduzierte Lebensmittel. Das eigentlich enthaltene Fett wurde jedoch einfach durch Zucker ersetzt. So konnten die großen Zuckerproduzenten noch mehr Geld verdienen, während die Menschen dazu verleitet wurden, unbewusst mehr Zucker zu konsumieren.


Zucker ist ein billiger Zusatzstoff, der Lebensmitteln Textur, Farbe und Geschmack verleiht und sie zudem länger haltbar macht. Produkte werden bewusst süßer gemacht, um die Kaufbereitschaft der Kunden zu steigern.


Aber warum ist das so?

Die Gründe liegen in unserer Evolution. In der Steinzeit gab es einfache Regeln: Alles, was bitter schmeckte, galt als giftig. Saures wurde als unreif oder verdorben angesehen, während Süßes als unbedenklich und nahrhaft galt.


Zucker verleitet uns außerdem dazu, mehr zu essen – selbst dann, wenn wir längst satt sind. Deshalb kommt das Dessert immer am Schluss. Wer kennt ihn nicht, den berühmten „Dessert-Magen“


Dieses Wissen macht sich die Zuckerindustrie gezielt zunutze. Schätzungen zufolge enthalten heute rund 80 % aller Lebensmittel im Supermarkt Zucker – das entspricht etwa vier von fünf Produkten.


Der durchschnittliche Deutsche isst pro Jahr etwa 33 kg Zucker, obwohl die WHO maximal 18 kg empfiehlt. Die Folgen sind alarmierend: Heute gelten in Deutschland rund 50 % der Menschen als übergewichtig, ein Viertel sogar als adipös. Die weltweiten Folgekosten der Fettleibigkeit im Gesundheitssystem werden auf ca. 60 Milliarden Euro geschätzt – eine regelrechte Pandemie des Übergewichts.


Was macht Zucker mit unserem Körper?

Unser Körper benötigt Energie, die er aus Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten gewinnt. Zucker gehört zu den Kohlenhydraten und besteht aus zwei Molekülen:


1. Fructose (Fruchtzucker)

2. Glukose (Traubenzucker)


Glukose ist lebensnotwendig – aber wir müssen keine Süßigkeiten essen, um sie zu bekommen. Unser Körper kann Glukose aus fast allen Lebensmitteln gewinnen, darunter Gemüse, Fleisch und Nudeln.


Der einzige Vorteil von reinem Zucker ist, dass er schnell ins Blut geht und kurzfristig Energie liefert. Dies kennen wir als Zuckerrausch. Doch sobald dieser Effekt nachlässt, fühlen wir uns müde und abgeschlagen.


Die Nachteile von zu viel Zucker

Zu hoher Zuckerkonsum erhöht das Risiko für:

• Karies

• Übergewicht und Adipositas

• Herz-Kreislauf-Erkrankungen

• Typ-2-Diabetes

• Schlaganfälle


Aber auch für schlanke Menschen ist Zucker gefährlich. Der Mediziner und Ernährungsexperte Peter von Philipsborn erklärt:


„Zucker ist ein schnell resorbierbares Kohlenhydrat, das im Darm sehr schnell aufgenommen wird und direkt ins Blut schießt. Dadurch stellt es eine enorme Belastung für den Stoffwechsel dar. Insbesondere Zucker in flüssiger Form – etwa in Softdrinks oder Limonade – erhöht nachweislich das Diabetes-Risiko, unabhängig vom Körpergewicht. Zudem liefert Zucker häufig ‚leere Kalorien‘, also viele Kalorien ohne wertvolle Nährstoffe. Wer viele Fertiggerichte und Softdrinks konsumiert, hat weniger Platz für gesunde Lebensmittel.“


Zucker steht zudem im Verdacht, Hirnkrankheiten wie Demenz oder Alzheimer zu begünstigen. Auch Krebszellen ernähren sich bevorzugt von Zucker.


Der Weg zurück zur natürlichen Ernährung


Gesunde Ernährung ist einfacher als man denkt

Wir sollten uns wieder auf traditionelle und natürliche Lebensmittel konzentrieren. Fettreduzierte Produkte enthalten oft versteckte Zuckerzusätze – deshalb ist es besser, zu unverarbeiteten Lebensmitteln zu greifen.


Besonders wichtig ist es, Kindern eine gesunde Ernährung ohne übermäßigen Zuckerkonsum beizubringen. Wer als Kind viel Zucker isst, wird diese Gewohnheit mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsener beibehalten.


Eine hochwertige, nährstoffreiche Ernährung wirkt sich nicht nur positiv auf unsere eigene Gesundheit aus, sondern beeinflusst auch das Zellwachstum und die DNA – und damit die Gesundheit unserer zukünftigen Kinder.


_______________________________________________________ Quellen:

Shanahan, Catherine: Zellnahrung-Warum unsere Gene natürliche Lebensmittel brauchen, 2018, riva Verlag, München S. 263, 210, 326, 345, 254, 268, 248, 462, 414f

 
 
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